Thyssenkrupp stellt sich im Zuge der Neuausrichtung auf weiteres Verlustjahr ein
Trotz eines "herausfordernden Marktumfelds" sieht sich der Industriekonzern Thyssenkrupp aktuell auf Kurs, erwartet für das kommende Geschäftsjahr im Zuge seiner kostspieligen Restrukturierung aber einen Verlust in Millionenhöhe. Erwartet werde 2025/2026 ein Minus zwischen 400 und 800 Millionen Euro, teilte der Konzern am Dienstag in Essen mit. Für das Geschäftsjahr 2024/2025 vermeldete Thyssenkrupp indes ein vom U-Boot-Geschäft angetriebenes Auftragsplus - und einen Gewinn.
Unter dem Strich erwirtschaftete Thyssenkrupp für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Überschuss von 532 Millionen Euro - rund zwei Milliarden Euro mehr als im Vorjahr, als der Konzern vor dem Hintergrund des kriselnden Stahlgeschäfts und einer rückläufigen Nachfrage aus wichtigen Kundenindustrien wie der Autobranche und dem Maschinenbau ein Minus von knapp 1,5 Milliarden Euro verbucht hatte.
Der aktuelle Gewinn resultiert dabei allerdings vor allem aus einer Zuschreibung in Höhe von rund 900 Millionen Euro auf eine verbliebene Beteiligung an der früheren Aufzugsparte des Konzerns sowie dem Verkauf von Thyssenkrupp Electrical Steel India für rund 320 Millionen Euro. Der Umsatz sank auch im Geschäftsjahr 2024/2025 weiter, auf 32,8 Milliarden Euro nach 35,0 Milliarden im Vorjahr. Ursächlich seien auch hier eine "geringere Nachfrage" insbesondere aus der Automobilindustrie sowie niedrigere Preisniveaus unter anderem in der Stahlsparte gewesen, erklärte Thyssenkrupp.
Aufwärts ging es im abgelaufenen Geschäftsjahr jedoch bei den Aufträgen: Mit 37,7 Milliarden Euro lag der Auftragseingang deutlich über dem Vorjahreswert von 32,8 Milliarden, wie das Unternehmen mitteilte. Hierzu hätten "insbesondere die umfassenden Auftragserweiterungen über vier U-Boote" eines laufenden deutsch-norwegischen Programms "sowie zwei weitere U-Boote eines bestehenden Auftrags aus Singapur" beigetragen.
Konzernchef Miguel López verwies am Dienstag darauf, dass der U-Bootbauer TKMS "äußerst erfolgreich an die Börse gebracht" worden sei. Die ehemalige Marinesparte von Thyssenkrupp hatte im Oktober ihren Börsenstart hingelegt und war am vergangenen Donnerstag in den MDax aufgenommen worden.
Die Abspaltung war dabei im Zuge einer Umstrukturierung geschehen. Angestrebt ist, dass der Konzern zu einer Finanzholding wird, die weiterhin Beteiligungen an eigenständigen Unternehmen unter ihrem Dach hält. Thyssenkrupp will daher weitere Geschäftsbereiche verkaufen oder abspalten, darunter auch den Stahlbereich und die Autozuliefersparte.
Im vergangenen Geschäftsjahr seien "wichtige Entscheidungen für die Transformation von Thyssenkrupp getroffen" worden, führte López aus. Auch mit dem Abschluss des Sanierungstarifvertrags in der Stahlsparte wurden demnach "entscheidende Fortschritte bei der Neuausrichtung" erzielt.
Diese Neuausrichtung ist allerdings mit erheblichen Kosten verbunden. Auch das für das kommende Geschäftsjahr erwartete Minus steht nach Konzernangaben insbesondere in Zusammenhang mit der "Bildung von Restrukturierungsrückstellungen bei Steel Europe". Außerdem berücksichtige die Prognose die "weiterhin herausfordernden Marktbedingungen", erklärte Finanzchef Axel Hamann.
A.Vecchi--GdR