Giornale Roma - Lieferkettengesetz: Rechte Mehrheit im EU-Parlament stimmt für Lockerungen

Börse
DAX -0.84% 24177.46
SDAX 0.58% 16266.64
Goldpreis -0.45% 4194.7 $
Euro STOXX 50 -0.24% 5773.19
EUR/USD 0.32% 1.1631 $
MDAX 0.78% 29807.03
TecDAX -0.41% 3561.21
Lieferkettengesetz: Rechte Mehrheit im EU-Parlament stimmt für Lockerungen
Lieferkettengesetz: Rechte Mehrheit im EU-Parlament stimmt für Lockerungen / Foto: Munir UZ ZAMAN - AFP/Archiv

Lieferkettengesetz: Rechte Mehrheit im EU-Parlament stimmt für Lockerungen

Die Europäische Volkspartei (EVP) um CDU und CSU sowie die Rechtsaußenfraktionen haben im Europaparlament gemeinsam für weitreichende Lockerungen des Lieferkettengesetzes gestimmt. Die Abgeordneten nahmen am Donnerstag in Brüssel mehrheitlich einen Entwurf an, nach dem zahlreiche Unternehmen von den Berichtspflichten ausgenommen würden. Auch die AfD stimmte für die Änderungen. Ein Kompromiss der EVP mit Sozialdemokraten und Liberalen war zuvor gescheitert.

Textgröße:

"Die Christdemokrat:innen haben mit ihrem Rechtspakt die Brandmauer eingerissen", kritisierte der SPD-Europaabgeordnete René Repasi. Die Stimmen der deutschen AfD waren für das Ergebnis zwar nicht entscheidend, die EVP habe aber aktiv mit Rechtsaußen-Parteien aus mehreren EU-Ländern zusammengearbeitet. Repasi forderte, nun müsse sich auch der Koalitionsausschuss in Berlin mit der Abstimmung beschäftigen.

Unionspolitiker wie EVP-Chef Manfred Weber feierten hingegen einen "guten Tag für Europas Wettbewerbsfähigkeit". Seine Fraktion habe ihr Versprechen, "unnötige Belastungen für europäische Unternehmen zu beseitigen", am Donnerstag eingelöst. Für die Verhandlungen war in der EVP der schwedische Politiker Jörgen Warborn zuständig, der den Rechtsaußenfraktionen für ihre Unterstützung dankte.

Insgesamt stimmten 382 Abgeordnete in Brüssel für die Änderungen, bei 249 Gegenstimmen und 13 Enthaltungen. Fast alle EVP-Abgeordnete stimmten für die Änderungen, ebenso wie alle anwesenden Politiker der Rechtsaußenfraktionen EKR, PfE und ESN sowie mehrere liberale und sozialdemokratische Politiker. Die EKR wird neben der Partei der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni vor allem von der polnischen PiS dominiert, die PfE vom französischen Rassemblement National und der Fidesz von Ungarns Regierungschef Viktor Orban. Der ESN gehören die AfD-Abgeordneten an.

Mit dem Lieferkettengesetz wollte die EU ursprünglich Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten und 450 Millionen Euro Jahresumsatz für Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung in ihrer Produktion in die Pflicht nehmen. Die Mehrheit im Europaparlament will diese Schwelle nun auf mindestens 5000 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von mindestens 1,5 Milliarden Euro anheben. Das entspricht der Position einer Mehrheit der 27 EU-Staaten.

Die Parlamentsmehrheit setzt sich für weitere Lockerungen ein. Anders als bislang vorgesehen sollen die Konzerne nicht mehr grundsätzlich ihre gesamte Lieferkette kontrollieren müssen und sich stattdessen auf ihre direkten Zulieferer konzentrieren. Außerdem sollen sie dort nachforschen, wo sie selbst ein hohes Risiko für Verstöße vermuten. Sie müssten damit deutlich weniger Informationen liefern.

Eine EU-weite Haftung für Verstöße gegen das Gesetz soll gestrichen werden. Damit hingen etwa Entschädigungen für Opfer von Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung von den Gerichten in den unterschiedlichen EU-Staaten ab.

Die Abgeordneten wollen zudem eine Vorgabe für Bußgelder bei Verstößen gegen das Gesetz streichen, die von den Behörden in den 27 EU-Ländern festgelegt werden. Damit könnten die Strafen in Zukunft deutlich geringer ausfallen.

Neben dem Lieferkettengesetz stimmten die Abgeordneten am Donnerstag auch über die Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen ab. Die EVP sowie EKR-Fraktion setzten durch, dass diese Regeln künftig nur noch für Unternehmen mit mehr als 1750 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 450 Millionen Euro gelten soll.

Die Abgeordneten müssen nun mit dem Rat der 27 EU-Staaten über die Änderungen verhandeln. Eine Reihe von Regierungen hatten in den vergangenen Wochen auf eine rasche Einigung gedrängt, so auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).

F.Villa--GdR