

Neuer Abschnitt der Autobahn 100 in Berlin unter Protesten offiziell eröffnet
Der neue Abschnitt der Autobahn 100 in Berlin zwischen Neukölln und dem Treptower Park ist am Mittwoch unter dem Protest von Umweltorganisationen offiziell eröffnet worden. Die rund 3,2 Kilometer lange Strecke wurde am Nachmittag freigegeben, wie die Verkehrsinformationszentrale Berlin mitteilte. Zu den Gästen des Festaktes zählte unter anderem Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Parallel fanden Kundgebungen gegen den Ausbau statt.
"Der neue 16. Bauabschnitt ist ohne Zweifel das modernste Teilstück des für uns alle so wertvollen Autobahnrings", erklärte Schnieder. Der Bund habe rund 720 Millionen Euro investiert. Neben verbesserten Verbindungen nach Dresden, Cottbus und Frankfurt an der Oder könne nun auch der Flughafen Berlin-Brandenburg schneller erreicht werden. "So wird das städtische Straßennetz entlastet – und davon profitieren die Wirtschaft ebenso wie die vielen Pendler und Anwohner", fügte Schnieder hinzu.
"Eine Metropole wie Berlin braucht ein leistungsfähiges Straßennetz – und dazu gehört auch ein leistungsfähiger und gut ausgebauter Stadtring", erklärte Berlins Regierender Oberbürgermeister Kai Wegner (CDU). Mit dem neuen Abschnitt werde eine Lücke der Stadtautobahn geschlossen.
Die Eröffnungsfeier fand nicht an der Strecke statt, sondern in einem Hotel in der Nähe. Zeitgleich zu der Eröffnungsfeier kam es zu Protesten. Laut einem Sprecher der Polizei gabe es am Vormittag in Treptow eine Kundgebung mit rund 90 Menschen.
Am Nachmittag fand eine zweite Kundgebung vor dem Hotel statt, in dem gleichzeitig die offizielle Feier abgehalten wurde. Daran beteiligten sich rund 250 Menschen. Aus polizeilicher Sicht sei der Einsatz bis zum Nachmittag "störungsarm" gelaufen. Von sechs Menschen seien die Identitäten festgestellt worden. Anschließend konnten die Betroffenen wieder gehen.
Bereits vor der offiziellen Eröffnung des neuen Abschnitts hatten Politiker und Verbände den umstrittenen Ausbau kritisiert. "Ein Weiterbau der A 100 ist das, was wir in Berlin überhaupt nicht brauchen können", erklärte etwa Verena Graichen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Die Umwelt und das Klima würden zusätzlich belastet, führte Graichen aus. Zudem sei das Projekt aus der Zeit gefallen. In vielen anderen Städten würden Autobahnen abgerissen statt ausgebaut. "Wir können es uns nicht leisten, Gelder für das Betonieren neuer Autobahnen zu verpulvern", kritisierte Graichen.
Auch die Organisation Robin Wood forderte, den Ausbau zu stoppen. Nach eigenen Angaben entrollten Aktivisten am Mittwochmorgen ein Protestbanner über der A 100. "Angesichts der eskalierenden Klimakrise sollten Autobahn-Projekte wie die A 100 als klimapolitischer und wirtschaftlicher Totalschaden der Vergangenheit angehören", erklärte Aktivist Sylvester Karben. Stattdessen müssten die Infrastruktur für den Radverkehr und der öffentliche Personennahverkehr ausgebaut werden.
Mit der Inbetriebnahme des sogenannten 16. Abschnitts müsse Schluss sein mit "Verlängerungsphantasien", forderte Antje Kapek, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, bereits am Dienstag. "Jeder weitere Meter bedeutet mehr Lärm, Abgase und zusätzlichem Verkehr für die Menschen", fügte sie hinzu. Kapek forderte, Menschen Vorrang vor Autos zu geben.
P.Mancini--GdR