

Trump kanzelt Macron ab: "Emmanuel versteht es immer falsch"
US-Präsident Donald Trump hat nach seiner vorzeitigen Abreise vom G7-Gipfel seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron öffentlich abgekanzelt. "Emmanuel versteht es immer falsch", schrieb Trump am Montag in seinem Onlinedienst Truth Social. Macron habe "fälschlicherweise" angegeben, er, Trump, habe in Washington für eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran arbeiten wollen.
"Falsch! Er hat keine Ahnung, warum ich jetzt auf dem Weg nach Washington bin", schrieb Trump. Es habe nichts mit einer Waffenruhe zu tun, sondern es gehe um etwas "viel Größeres". "Ob absichtlich oder nicht, Emmanuel versteht es immer falsch", fügte er hinzu und warf dem französischen Staatschef vor, "Aufmerksamkeit heischen" zu wollen.
In Onlinediensten zog Trumps Ausfall einigen Spott nach sich. "Hat es je einen französischen Präsidenten gegeben, der öffentlich so beleidigt wurde?", schrieb ein französischsprachiger Nutzer. "Ein heftiger Schlag", kommentierte die Zeitschrift "Le Point". Ein Grund für die scharfe Reaktion Trumps könne Macrons Abstecher nach Grönland auf dem Weg zum G7-Gipfel in Kanada gewesen sein, mutmaßte das Blatt.
Macron war als erster Staatschef eines europäischen Landes seit den Annexionsdrohungen Trumps nach Grönland gereist. Er war dort mit EU-Flaggen empfangen worden und hatte die "territoriale Integrität" des Gebietes betont, das ein politisch selbstverwalteter Bestandteil Dänemarks ist. "In der EU sind alle überzeugt, dass Grönland nicht zu haben und nicht zu verkaufen ist" sagte Macron. "So etwas tun Verbündete nicht", fügte er mit einem Seitenhieb auf Trumps Drohungen hinzu.
Macron ist der einzige Staatschef der G7-Gruppe, der bereits in Trumps erster Amtszeit mit dem Rechtspopulisten zu tun hatte. Von Anfang an hatte er sich bemüht, einen jovialen, kumpelhaften Umgang mit Trump zu demonstrieren. Trump zeigte sich nach Macrons Antrittsbesuch im Oval Office im Februar geschmeichelt und machte ihm ein Kompliment - obwohl Macron ihn mit Blick auf die europäische Unterstützung der Ukraine öffentlich korrigiert hatte.
In der Vergangenheit hatte Macron Trumps Schwäche für Pracht und Prunk bedient, indem er ihn etwa 2017 etwa zur Militärparade auf den Champs-Elysées einlud. Diese beeindruckte ihn so sehr, dass er an seinem 79. Geburtstag am vergangenen Samstag - offiziell zum 250. Jahrestag der Gründung der US-Armee - in Washington ebenfalls Soldaten aufmarschieren und Panzer rollen ließ.
Dennoch hielt Macron mit Kritik an Trump nicht zurück, etwa mit Blick auf Trumps zynischen Vorschlag, die Bevölkerung des Gazastreifens abzuschieben, um dort eine "Riviera" aufzubauen. "Der Gazastreifen ist kein leeres Land", sagte Macron dazu. Auch das Ausbremsen von US-Wissenschaftlern und der Universität Harvard prangerte Macron immer wieder an - und lud US-Forscher nach Frankreich ein.
Trump war am Montagabend überraschend vorzeitig vom G7-Gipfel nach Washington zurückgekehrt. Seine Sprecherin nannte die "Ereignisse im Nahen Osten" als Grund. Trump zeigte sich höflich: "Ich wäre gerne geblieben", sagte er in Kananaskis. Es gebe aber "große Dinge", die seine unverzügliche Rückkehr nach Washington erforderten.
Die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten veröffentlichten bei dem Gipfeltreffen eine gemeinsame Erklärung und riefen zu einer "Deeskalation" im Nahen Osten auf. Israel hatte in der Nacht zum Freitag einen Großangriff auf den Iran gestartet, unter anderem Atomanlagen und militärische Einrichtungen des Landes bombardiert und zahlreiche ranghohe Militärs getötet. Der Iran reagierte mit Vergeltungsangriffen und attackiert Israel seitdem mit Raketen und Drohnen.
A.Vecchi--GdR