

Überlebende der Leningrader Blockade wegen Friedensplakat zu Geldstrafe verurteilt
Ein russisches Gericht hat eine Überlebende der deutschen Blockade von Leningrad wegen eines Plakats für Frieden in der Ukraine zu einer Geldstrafe verurteilt. Die 84-jährige Ljudmila Wasiljewa muss wegen "Diskreditierung" der Streitkräfte 10.000 Rubel (etwa 110 Euro) Strafe zahlen, wie ein Gericht im heutigen St. Petersburg am Freitag entschied. Seit dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine vor mehr als drei Jahren wurden tausende Russen wegen "Diskreditierung" der Armee verurteilt.
Auf dem handgeschriebenen Plakat, mit dem die Großmutter aus St. Petersburg im März auf die Straße gegangen war, stand: "Menschen, lasst uns den Krieg beenden. Wir sind verantwortlich für den Frieden auf dem Planeten Erde." Das Plakat war unterzeichnet mit "In Liebe, Ljudmila Wasiljewa, Kind der Leningrader Blockade."
In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP hatte sich die 84-Jährige zuvor "bitter" und "verletzt" über das Schicksal ihres Landes gezeigt. "Ich war schon immer jemand, der nicht gleichgültig ist, seit meiner Kindheit. Ich war immer auf der Seite der Schwachen", sagte sie bei dem Interview in ihrer Wohnung.
An der Wand hing ein Porträt ihrer Mutter, die die Belagerung durch die deutschen Truppen mit Ljudmila und ihren vier Geschwistern überlebte. "Mama sagte immer: 'Wir werden alles überstehen, solange es keinen Krieg gibt'."
Die deutsche Belagerung von Leningrad begann im September 1941 und dauerte 872 Tage. Zwischen 600.000 und 1,5 Millionen Menschen starben, die meisten an Hunger. Im Januar 1944 durchbrach die Rote Armee schließlich die Belagerung.
Auch der Bruder von Russlands Präsident Wladimir Putin starb während der Belagerung. Der Kreml-Chef wurde erst nach dem Krieg geboren.
P.Mancini--GdR